KAPITALISTISCHER STÄDTEBAU, (1970)
11.10.02, 20.15 (CONFERENCE HALL)

The discussion „Captalist Urban Planning"(1970) reconstructs a historical moment in political urban sociology. The collection of essays, brought out in 1970 by Hans G Helms and Jörn Janssen, was extraordinarily popular in its time. This evening panel is an occasion to draw upon the history of urban theory and to seek links/parallels to contemporary discourse. ((part 2 continues in Bar Natascha, 21:30)) (discussion will take place in German)
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Geplante Teilnehmer/innen: Hans G Helms, Jörn Janssen, Peter Neitzke. Lucius Burckhardt, Karla Krauss, Helga Fassbinder.

Die Veranstaltung "Kapitalistischer Städtebau (1970)" befasst sich mit einem historischen Moment der politischen Stadtsoziologie. Anhand eines zum Erscheinungszeitpunkt weit verbreiteten Aufsatzbandes werden die Geschichte der Urbanismuskritik, ihre theoretischen Bezugspunkte und historischen Annahmen diskutiert und in Beziehung zu gegenwärtigen Theorien des Städtischen gesetzt.

Um das Jahr 1970 lässt sich ein Einschnitt in der Geschichte der politischen Stadtwissenschaft festmachen. Zu diesem Zeitpunkt etabliert sich ein Blickwinkel auf die Stadt als sozialen Zusammenhang. Wurden städtische Gefüge bislang eher wie technische Lösungen für ein gesteuertes Zusammenleben verhandelt, verstand man nun verstärkt die Stadt selbst als privilegiertes Projekt gesellschaftlicher Prozesse. Die Stadt der Gegenwart oder, nach Henri Lefebvre, die "verstädterte Gesellschaft" wurde sehr prinzipiell zum Gegenstand des kritischen Diskurses. Solche Ansatzpunkte scheinen um 1970 plausibel gewesen zu sein und setzten sich bis in liberale Fraktionen fort, etwa in der Abrechnung mit der "Unwirtlichkeit unserer Städte".

Die Popularität dieser Diskurse lässt sich anhand von Veröffentlichung wie "Kapitalistischer Städtebau. Analysen von Lucius Burckhardt, Hans G. Helms u.a." erahnen. Beim Wieder-Lesen erstaunt die Deutlichkeit dieses Buchtitels und erinnert sentimetal die Klarheit historischer Thesen. Anders als in späteren Jahrzehnten spricht dieser Titel von nichts weniger als von der Schwierigkeit, Städte und städtisches Leben definitorisch zu beschreiben, wie es die gegenwärtige Urbanismus-Diskussion wie auch die Konferenz "Urban Drift" vorführt: Unübersichtlichkeit, Vielschichtigkeit, Heterogenität, Komplexität. Stattdessen gnadenlose Einsicht in "Die Stadt: Medium der Ausbeutung" (Helms). Das Dilemma wird klar benannt, bleibt aber bei einer theoretischen Reduktion, und wahrscheinlich ist beides notwendig historisch gekoppelt.

Für die Konferenz "Urban Drift" arbeiten wir an einer kritischen Rekonstruktion dieser historischen Situation, in der eine Begriffsfindung kapitalistischen Städtebaus möglich und erklärbar schien. Was war das Selbstverständnis der beteiligten Personen und auf welchen Stadtbegriff zielte ihre theoretische Arbeit? Wie hat sich diese radikale Kritik in die Biographien eingeschrieben? Und hat sich der Blick auf die empirischen Gegenstände der damaligen Kritik verändert? Mit einigen der am Buch "Kapitalistischer Städtebau" beteiligten Autoren sollen diese Fragen in Vorträgen und Diskussionen erörtert und durch ergänzende Statements vertieft werden. Dazu wird begleitendes Material zur Arbeit der Autoren, der Geschichte des Buches, des Entstehungskontextes und der theoretischen Grundlagen aufgearbeitet und in einem Einführungsvortrag verfügbar gemacht.

"Kapitalistischer Städtebau (1970)"
a discussion devised by pro qm in cooperation with urban drift

pro-qm